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1. Neuntes Schuljahr - S. 169

1912 - Halle a.S. : Schroedel
169 Außer der schon seit mehr als hundert Jahren vortrefflich betriebnen preußischen Post hatten die andern größeren und mittleren deutschen Staaten eigne Postverwaltungen; in Schleswig-Holstein hatten Preußen und Öster- reich soeben erst die dänische Verwaltung abgelöst, die sogar bisher in den deutschen Hansestädten eigne Postanstalten besessen hatte, etwa wie jetzt die europäischen Kulturstaaten in halbzivilisierten Reichen, in der Türkei, in Marokko, in China. Daneben aber bestand seit dem 16. Jahr- hundert die wohllöbliche Thurn und Tarissche Post, die auf Grund alter Verträge beide Hessen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Koburg-Gotha, Sach- sen-Meiningen, das Fürstentum Hohenzollern, Reuß älterer und jüngerer Linie, Schwarzburg-Sondershausen, Lippe usw. umfaßte und mit einem Netz von über 500 Postanstalten überspannen hatte. Als nun 1866 die preußischen Truppen das Kurfürstentum Hessen und Nassau und Frankfurt a. M. besetzt hatten, war man in Berlin sofort entschlossen, die dortigen Thurn und Tarisschen Posten in preu- ßische umzuwandeln. Aber nicht allein das: der Geheime Postrat Ste- phan hatte bereits eine ausführliche Denkschrift ausgearbeitet über die Übernahme der ganzen Thurn und Tarisschen Post. So kam es, daß er unmittelbar nach der Besetzung von Frankfurt a. M., wo sich deren Hauptverwaltungssitz befand, nach dort gesandt wurde, um die Absichten der preußischen Regierung zu verwirklichen. In überraschend schneller, geschickter, tatkräftiger Weise führte er diesen Auftrag aus, und zwar — ohne Gewaltmaßregeln; er wußte die alten Herren von der Thurn und Tarisschen Verwaltung fast sofort zu überzeugen, daß sie am besten und klügsten täten, sich dem Willen Preußens zu fügen, und er !wußte nachher auch die schwierigen Verhandlungen mit dem fürstlichen Hause Thurn und Taris zu dem erfreulichen Abschluß zu bringen, daß es Preußen alle seine Rechte gegen eine einmalige Entschädigung von drei Millionen Taler abtrat. Am 1. Juli 1867 hörte die Thurn und Tarissche Post auf zusein. Tie geschickte Lösung dieser Aufgabe hatte die Aufmerksamkeit Bis- marcks auf Stephan gelenkt; als daher im April 1870 der bisherige preußi- sche Generalpostmeister des Norddeutschen Bundes v. Philipsborn seinen Abschied nahm, schlug Bismarck selbst dem König als dessen Nachfolger Heinrich Stephan vor. So wurde Heinrich Stephan am 26. April 1870 an die Spitze der gesamten Postverwaltung des Norddeutschen Bundes berufen. Iii. Seine erste Tat war die Einführung der Postkarte oder, wie sie damals noch hieß, der Korrespondenzkarte. Sie ist auch seine eigenste Erfindung. Mit Unrecht hat man versucht, einen österreichischen Professor, namens Hermann, zu ihrem Erfinder zu stempeln. Dieser hat nur 1869

2. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 261

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
120« Der preußisch-deutsche Zollverein. Karl Biedermann. Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massenhaftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland. Das dadurch erzeugte Bedürfnis eines wirksamen Schutzes der nationalen Industrie veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem gemeinsamen Gesuch um Her- stellung eines solchen Schutzes an den Bundestag zu wenden. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. Inzwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein gemäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich als ein großer Übelstand, daß wegen des Abstandes der westlichen von den östlichen Provinzen zwei verschiedene Zollgebiete nötig wurden, was natürlich unverhältnismäßige Kosten verursachte. Die preußische Regierung bot daher alles auf, um durch eine Zolleinigung mit anderen Staaten diese Lücke auszufüllen. Es gelang ihr, die beiden Hessen dafür zu gewinnen (1828 und 1831). Gleichzeitig waren andere, ähnliche Vereine in der Bildung begriffen, ein süddeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiden Hohenzollern und der „Mitteldeutsche Handelsoerein" (Sachsen, Hannover, Braunschweig usw.). Endlich trat 1831 der große „preußisch-deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, den anhaltinischen Ländern und den beiden Hessen auch Sachsen, Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß, dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Vraunschweig bei- traten, so daß er im Jahre 1842 ein Gebiet von 8245 Duadratmeilen mit 2872 Millionen Einwohnern umfaßte. Die Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen; alle Erzeugnisse des einen Landes (mit alleiniger Aus- nahme von Bier und Branntwein, für die eine sogenannte „Übergangs- abgabe" entrichtet werden mußte) gingen zollfrei nach allen andern Ländern des Zollvereins. Nach außen bildeten diese verbundenen Länder ein gemeinsames Zollgebiet. Die von außen in dieses Gebiet eingehenden Waren wurden da, wo sie eingingen, versteuert und konnten dann frei im ganzen Zollverein zirkulieren. Die davon erhobenen Zölle flössen in eine gemeinsame Zollvereinskasse und wurden von dieser aus an die einzelnen Staaten nach der Vevölkerungszahl verteilt. Damit waren zwei ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile erreicht: Handelsfreiheit im Innern und eine einheitliche Handelspolitik nach außen. Der Zollverein war eine Macht und konnte mit fremden Staaten viel leichter günstige Handelsverträge abschließen, als dies ein einzelner Staat, selbst Preußen,

3. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 320

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
‘¿■¿o Wenn ein Brief von Berlin nach Neapel ging, so mußte er das Gebiet der Post von Thurn und Taxis, Baden, die Schweiz, Lombardo-Venetien (oder Piemont), Toskana und den Kirchenstaat durchlaufen. In diesen verschiedenen Gebieten war aber das Porto (Postgebühr), das bezahlt werden mußte, je nach der Länge des Weges und nicht selten auch nach dem Gewicht des Briefes, ver- schieden. Es erforderte daher eine mühsame Arbeit, das Porto eines Briefes zu berechnen, zumal da auch die Münzen und Gewichte in den verschiedenen Staaten verschieden waren. Am Ende eines Geschäftsjahres rechneten die verschiedenen Postverwaltungen mit- einander ab. Für jeden Brief von Berlin nach Neapel z. B. hatte die preußische Post sowohl an das Haus Thurn und Taxis, als an Baden, die Schweiz, Lombardo-Venetien (oder Piemont), Toskana und den Kirchenstaat eine Vergütung zu entrichten. Die schwierige Berechnung des Portos und der Postanteile und die gesteigerten Anforderungen, welche der zunehmende Verkehr an das Postwesen stellte, machten eine engere Verbindung der Post- verwaltungen durchaus nötig. Aber mehrfache Versuche, eine engere Verbindung herbeizuführen, scheiterten, namentlich an dem Wider- stände des Hauses Thurn und Taxis. Erst die politischen Ereignisse von 1866 hatten eine gedeihliche Neuordnung der Post im Gefolge. Auf Grund einer vom Geheimen Postrat Heinrich Stephan aus- gearbeiteten Denkschrift entschloß sich die preußische Regierung damals, das fürstliche Haus Thurn und Taxis zum Verzicht auf seine Postgerechtsame zu veranlassen. Heinrich Stephan wurde nach Frankfurt am Main geschickt, um die Übernahme der alten Post zu besorgen. Er begann sein Werk damit, daß er kurz entschlossen Hand auf das Urkundenlager der alten Post legte und dasselbe durch eine Kompagnie Soldaten besetzen ließ. Die Beamten verpflichteten sich schriftlich, der neuen Gewalt zu gehorchen und ihre Dienst- geschäfte pünktlich weiterzuführen, und nach kurzer Zeit stand das ganze Postgebiet des Hauses Thurn und Taxis unter preußischer Verwaltung, nämlich die Großherzogtümer Hessen und Sachsen, die Herzogtümer Koburg-Gotha und Meiningen, die sieben Fürsten- tümer außer Waldeck und die Hansestädte Hamburg und Lübeck. Darauf mußte die Abfindungssumme festgestellt werden, die dem Hause Thurn und Taxis gezahlt werden sollte. Aber trotz der Schwierigkeiten, die bei der Berechnung ent-

4. Prosalesebuch für Prima - S. 46

1909 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
46 I. Zur allgemeinen Kultur. Durch die Stürme der Revolution und durch beispiellose Feldherrn- kraft emporgetragen, wurde der erste Napoleon der Oberherr von halb Europa. Nichts war ihm dabei sörderlicher als die deutsche Vielstaaterei. Vorn ersten Tage seines Auftretens an drängte sich eine große Zahl deutscher Fürsten in seine Vasallenschaft. Als er Österreich schlug, blieb Preußen untätig; während er Preußen niederwarf,'sah Österreich gelassen zu. Als er die Höhe seiner Macht erreicht hatte, war das deutsche Reich vernichtet, gab es kein Deutsch- land mehr. Statt dessen redete man jetzt von den Staaten des Rheinbundes unter dem erhabenen Schutze des Kaisers der Fran- zosen. Napoleon traf die Einrichtungen desselben gemäß den schon zehn Jahre früher von Talleyrand vorgezeichneten Grundsätzen, so daß Preußen und Österreich, jenes über die Elbe, dieses über den Inn nach Osten geschoben wurden und beide von dem neuen Bunde ausgeschieden blieben. Aus dem übrigen deutschen Boden aber wurde eine Anzahl Mittelstaaten errichtet, groß genug, um sich im Innern ein festes Staatsbewußtsein zu erzeugen, aber nicht kräftig genug, um nach außen sich zu wahrer Selbständigkeit zu erheben — oder mit anderen Worten, stark genug, um die Zerspaltung Deutsch- lands, und schwach genug, um die Oberhoheit Frankreichs zu ver- ewigen. Zu diesen Zwecken wurden im Süden die königlichen Kronen von Bayern und Württemberg, die großherzoglichen von Baden, Hessen-Darmstadt usw., im Norden aber die Königreiche Westfalen und Sachsen, sowie das Großherzogtum Berg geschaffen. Immerhin aber zeigte sich bei diesen Einrichtungen ein großer Unterschied zwischen dem Nordeu und dem Süden. Es waren einheimische Fürsten, welche in Süddeutschland durch freiwilligen Anschluß an Napoleon zur Macht gelangt waren. Ein großer Teil ihrer Untertanen war altangestammte Bevölkerung, und die Einwohner der annektierten Zwergstaaten fanden durch den Wechsel ihre Lage selten verschlechtert, oft verbessert. Dabei ließ Napoleon, aus die Zuverlässigkeit seiner Vasallen vertrauend, sie in ihrer inneren Verwaltung unbelästigt, wenn sie ihm die geforderte Truppenmacht pünktlich stellten. Ihre Soldaten jochten dann gegen Preußen und Österreich und breiteten den Stolz auf die Siege des Unüberwindlichen in weite Kreise der Heimat aus. So kan: es, daß, wo im Lande Unzufriedenheit über Beamtenwillkür und Steuerdruck entstand, die Beschwerden darüber sich weniger gegen Napoleon, als gegen die einheimische Regierung richteten. Im übrigen lebten Bürger und Bauern in den altgewohnten Sitten weiter; es entwickelte sich starke Sehnsucht nach liberaler Rechts- sicherheit, aber sehr wenig Drang aus nationale Befreiung.

5. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 488

1882 - Halle : Hendel
488 Dichtungen der Gegenwart. Der Ritter vom Rhein. Ich weiß einen Helden von selt'nerart, So stark und so zart, so stark und so zart; Das ist die Blume der Ritterschaft, Das ist der erste an Milde und Kraft, So weit auf des Vaterlands Gauen Die Sterne vom Himmel schauen. Er kam zur Welt aus sonnigem Stein Hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein: Und wie er geboren, da jauchzt' überall Im Lande Trompeten- und Paukenschall, Da wehten von Burgen und Hügeln Die Fahnen mit lustigen Flügeln. In goldener Rüstung geht der Gesell, Das funkelt so hell, das funkelt so hell; Und ob auch mancher zum Kamps sich gestellt, Weiß keinen, den er nicht endlich gefällt; Es sanken Fürsten und Pfaffen Vor seinen feurigen Waffen. Doch wo es ein Fest zu verherrlichen gilt. Wie ist er so mild, wie ist er so mild! Er naht, und die Augen der Gäste erglühn, Und der Sänger greift in dieharfe kühn, Und selbst die Mädchen im Kreise, Sie küssen ihn heimlicher Weise. O komm, du Blume der Ritterschaft, Voll Milde und Kraft, voll Milde und Kraft, Tritt ein in unsern vertraulichen Rund Und wecke den träumenden Dichtermund, Und führ uns beim Klange der Lieder Die Freude vom Himmel hernieder. (5. v. Geibel. Rheinsage. Am Rhein, am grünen Rheine Da ist so mild die Nacht; Die Rebenhügel liegen In goldner Mondenpracht. Und an den Hügeln wandelt Ein hoher Schatten her Mit Schwert und Purpurmantel, Die Krone von Golde schwer. Das ist der Karl, der Kaiser, Der mit gewalt'ger Hand Vor vielen hundert Jahren Geherrscht im deutschen Land. Er ist heraufgestiegen Zu Aachen aus der Gruft, Und segnet seine Reben Und atmet Traubendust. Bei Rüdesheim, da funkelt Der Mond ins Wasser hinein. Und baut eine goldue Brücke Wohl über den grünen Rhein. Der Kaiser geht hinüber Und schreitet langsam fort, Und segnet längs dem Strome Die Reben an jedem Ort. Dann kehrt er heim nach Aachen Und schläft in seiner Gruft, Bis ihn im neuen Jahre Erweckt der Trauben Duft. Wir aber füllen die Römer, Und trinken im goldenen Saft Uns deutsches Heldenfeuer Und deutsche Heldenkraft. E. v. Geibel. Bei Hochstedt. (Schlacht am 13. August 1704). Marlbrough zieht aus zum Kriege, Die Fahnen läßt er wehn; Da reicht zum Kampf und Siege Die Hand ihm Prinz Eugen. Sie mustern ihre Truppen Bei Hochstedt auf dem Plan: „Gut stehn im Brett die Puppen, Frisch auf, wir greifen an!" Und wie sie mit dem Haufen Dem Feind entgegenziebn, Da kommt gejagt mit Schnaufen Ein Hofkurier aus Wien. Er springt in buntem Staate Vom Roß und neigt sich lief: „Vom hohen Kriegshofrate, Durchlaucht'ger, hier ein Brief!" Der kleine Kapuziner *) Schiebt in die Brust ihn sacht: „Der Herrn ergebner Diener, Das les' ich nach der Schlacht. ') So ward Prin; Eugen von seinen Soldaten genannt.

6. Für Ober-Sekunda und Prima - S. 390

1911 - Leipzig : Dürr
390 Prosaheft Vil fragte niemand, ob die preußische, ob die bayrische Grenze gefährdet fei; man sah nur, daß die deutsche Grenze bedroht war. Sie sollen ihn nicht haben, Den freien, deutschen Rhein! schallte es von den Usern des Stromes den Welschen entgegen und hallte wider von allen deutschen Bergen. Und der Rheinländer Karl Becker war nicht der einzige, der die Gefahr sah. Damals hat auch der Württemberger Max Schneckenburger die Wacht am Rhein aufge- rufen, und der Thüringer Karl Wilhelm schrieb zu dem Liede die kraft- volle Weise, die braust wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogen- prall. In Nord und Süd, in West und Ost rief man dem bedrohten Vaterlande zu: „Wir alle wollen Hüter sein." So schnell war es in das Gewissen der Nation gedrungen, daß die Westgrenze die Grenze des gesamten Vaterlandes ist. Mit der französischen war im Jahre 1815 zugleich auch die andere der beiden großen Fremdmächte vom deutschen Boden ausgeschieden. Allerdings hat Bernadotte noch daran gedacht, die Rechte eines Königs von Schweden auf das ihm gegenüberliegende pommersche Ufer geltend zu machen. Er hat es nicht mehr durchgesetzt. Einstmals konnte man die Parteien des Regensburger Reichstages kurzweg als französische und schwedische bezeichnen. Jetzt waren die Häupter verschwunden, wenn auch noch nicht ganz die Gegensätze, an deren Spitze sie gestanden hatten. Unter den Fürsten mit fremden Kronen gelang es, wenigstens einen von der bitterteuren Zierde zu befreien: der neue König von Sachsen gab seine alte polnische Königskrone endgültig auf. Wir haben bereits gesehen, wie die ganze Reihe geistlicher Fürsten, die einem obersten Herrn außerhalb Deutschlands Grenzen gehorchten, ans dem Staatsleben ausschieden. Auch mit dem Verschwinden des reichsritterschastlichen Elementes siel eine Anzahl Familien fort, die seit Jahrhunderten jenseits der Grenzen ebenfalls Herrschaftsrechte ausgeübt hatten. Indem sie in den nenorganisierten Staaten hüben wie drüben ihre Hoheitsrechte verloren, schwand aus allen modernen Staaten und damit auch ans dem unsrigen dieses halbinternationale Element eines halbregierenden Adels. So war, als der deutsche Bund gegründet wurde, das Bundes- gebiet nur noch an fünf Stellen in Zusammenhang mit dem Aus- land. Im Westen war Großherzog von Limburg und Luxemburg der König von Holland, im Norden war Hannover mit England, Schles- wig-Holstein mit Dänemark in Personalunion, endlich waren die beiden Großmächte noch immer europäische Staatswesen, die auch außerhalb des Bundes ganze Königreiche besaßen.

7. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 12

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
12 I. Aus der Heimat. 10. Du weiist’s ja wohl, bedeutete Sturm, mein Bruder?“ — €s hob das bleiche Gesicht der Berzog auf und sprach: „Sie wittern wohl eine Leiche. 11. Behalten hab’ ich’s, ich sah sie einst sich gierig niederlassen, zu Schleswig war’s, es lagen gehäuft die Leichen auf den Gassen. 12. Zu Schleswig war’s, meine üochter lief barfuis durch die Leichenmassen; die Möwen schrieen ob ihrem Baupt und folgten ihr durch die Gassen. 13. Und glaubst du’s nicht, Erik von Dänemark, so ruf’ ich Zeugen, — ihr beiden, Lauge Gudmunsen und Cbyge Post, wohlan, ihr mögt entscheiden!“ 14. Der Sturm brach los, wild brüllte die Schlei, flacht zog um den Bimmel, den trüben; dazwischen gellte das Möwengeschrei, — die Mannen warteten drüben. 15. Sie warteten lang, bis der üag erschien, — da stiefs ein Kahn zum Strande, drin sals König flbel von Dänemark im blutigen Krönungsgewande. Wilhelm >,isen. 1). „Up ewig ungedeelt.“ A ls im Jahre 1459 Herzog Adolf Viii. ohne Erben starb, wurden von ^ zwei Seiten Ansprüche auf das Herzogtum Schleswig und die Graf- schaft Holstein erhoben, einerseits von der schauenburgisch-pinneber- gischen Linie, andrerseits von den Schwestersöhnen Adolfs Viii., den Grafen von Oldenburg und Delmenhorst, von denen der älteste, König Christian I. von Dänemark, die drei vereinigten skandinavischen Reiche beherrschte. Die Schleswiger, heisst es, neigten sich dem dänischen Könige zu, weil sie fürchteten, er werde, wenn man ihn nicht wähle, ihr Land verheeren. Aus gleichen Rücksichten waren die Holsteiner mehr für den Grafen Otto von Schauenburg, der überdies auch von den Hansastädten Lübeck und Hamburg empfohlen wurde. Aber am meisten war doch allen Landes- bewohnern daran gelegen, dass die so schwer erkämpfte Vereinigung Schleswig-Holsteins bewahrt bleibe; sie nahmen sich vor, einträchtiglich einen Herrn zu wählen. Die Ritterschaft und die Landstände hielten

8. Teil 2, Oberstufe, Teil 2 - S. 13

1901 - Kiel : Lipsius & Tischer
I. Aus der Heimat. 13 mehrfach Beratungen; doch verliefen die ersten Verhandlungen zu Neu- münster und Rendsburg ohne Ergebnis; darum ward denn eine neue Zusammenkunft in Lübeck verabredet, wo beide Bewerber sich einstellen und ihre Ansprüche darlegen sollten. Aber diese Verabredung ist nicht gehalten worden, denn inzwischen gelang es dem Könige Christian durch Geld und gute Worte, die einflussreichsten Männer für sich zu gewinnen. So folgten die Stände des Landes der Einladung Christians nach Ripen, und hier erwählten sie einträchtig diesen hochgebornen Fürsten zum Herzoge von Schleswig und Grafen von Holstein, nicht, dass er das Land besitzen sollte als ein König, sondern nur als ein Herzog und ein Graf, nicht wegen seines Erbrechts, sondern „aus Gunst zu seiner Person.“ Daher sollte die Herrschaft nicht erblich sein, sondern es blieb den Ständen für die Zukunft das Recht vorbehalten, unter Christians Nach- kommen und Erben einen Nachfolger zu wählen. Die Lande Schles- wig und Holstein aber sollten ewig zusammen bleiben ungeteilt. Kein Krieg sollte geführt werden, ausser zum Nutzen des Landes und mit Einwilligung der Stände; die Landeskinder aber sollten nicht ver- pflichtet sein, dem Könige zum Kriegsdienst über Königsau und Elbe hinaus zu folgen, sondern sollten im Lande bleiben, es zu beschirmen. Wenn aber der Herzog einmal ins Land käme, so sollte er keine Diener- schaft und kein Hofgesinde haben von den Dänen, sondern er sollte hier deutsche Holstenkinder zum Dienste halten. In seiner Abwesenheit aber sollte er dem Herzogtum Schleswig einen Regenten bestellen, einen -deutschen Mann; in dem Lande zu Holstein einen Marschall, auch einen deutschen Mann. Alle Burgen in Schleswig und Holstein sollte er be- mannen mit Kindern des Landes und Vögte darüber setzen, treue deutsche Männer, aber keine Dänen. Bei allen Heiligen schwur der König für sich und seine Nachkommen, diese Rechte der Lande treu zu bewahren. Gleich darauf kam der König ins Land und nahm die Huldigung entgegen. Als die Schauenburger Grafen zur festgesetzten Frist in Lübeck erschienen, war alles vorüber. Sie schlossen später einen Vertrag mit dem Könige, in dem sie ihre Erbansprüche gegen eine Geldentschädigung aufgaben. Am unwilligsten waren die Lübecker über die Wahl; ihr Chro- nist tadelt die Holsten in scharfen Worten: „Also wurden die Holsten Dänen, verschmäheten ihren Erbherrn und gaben sich mit gutem Willen •ohne Schwertschlag unter den König von Dänemark, wogegen ihre Vor- fahren manches Jahr gewesen waren und es gehindert hatten mit wehr- hafter Hand. Sie führten manchen Krieg mit den Dänen, wobei ihnen -die Städte der Hansa mit grossem Volk und grossen Kosten behülflich waren. Auch war mancher Herr und Fürst und ritterliche Mann in dem Streite gefallen, weil sie den Dänen nicht Unterthan, sondern frei sein wollten. Das alles hatten die Holsten zu der Zeit vergessen und gaben sich freiwillig zu eigen; doch das machte die Gierigkeit der Holsten und

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. I

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
■ Deutsches Lesebuch für neunklassige Mittelschulen. Auf Grund der Bestimmungen über die Neuordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom 3. Februar 1910 herausgegeben von Heinrich Vreidenstein, Mittelschulrektor in Wiesbaden. Ausgabe für die Provinz Westpreußen. S-x Teil Iv für Klasse 2 und 1. (Achtes und neuntes Schuljahr) Lsorg-kelcsrt-lnstitul für internationale Sclu!bucs.forschung Braunschweig - Bibliothek- Frankfurt am Main, Verlag von Moritz Diesterweg. 1914. »laz Schnlbischinstitut Inventarisiert unter tsbi - Sb —

10. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 267

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
127. Der preußisch-deutsche Zollverein. Karl Biedermann. Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massenhaftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland. Das dadurch erzeugte Bedürfnis eines wirksamen Schuhes der nationalen Industrie veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem gemeinsamen Gesuch um Her- stellung eines solchen Schuhes an den Bundestag zu wenden. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. Inzwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein gemäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich als ein großer Übelstand, daß wegen des Abstandes der westlichen von den östlichen Provinzen zwei verschiedene Zollgebiete nötig wurden, was natürlich unverhältnismäßige kosten verursachte. Die preußische Regierung bot daher alles auf, um durch eine Zolleinigung mit anderen Staaten diese Lücke auszufüllen. Es gelang ihr, die beiden Hessen dafür zu gewinnen (1828 und 1831). Gleichzeitig waren andere, ähnliche Vereine in der Bildung begriffen, ein süddeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiden Hohenzollern und der „Mitteldeutsche Handelsoerein" (Sachsen, Hannover, Braunschweig usw.). Endlich trat 1834 der große „preußisch-deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, den anhaltinischen Ländern und den beiden Hessen auch Sachsen, Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß, dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Braunschweig bei- traten, so daß er im Jahre 1842 ein Gebiet von 8245 Quadratmeilen mit 287s Millionen Einwohnern umfaßte. Die Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen; alle Erzeugnisse des einen Landes (mit alleiniger Aus- nahme von Bier und Branntwein, für die eine sogenannte „Übergangs- abgabe" entrichtet werden mußte) gingen zollfrei nach allen andern Ländeni des Zollvereins. Nach außen bildeten diese verbundenen Länder ein gemeinsames Zollgebiet. Die von außen in dieses Gebiet eingehenden Waren wurden da, wo sie eingingen, versteuert und konnten dann frei im ganzen Zollverein zirkulieren. Die davon erhobenen Zölle flössen in eine gemeinsame Zollvereinskasse und wurden von dieser aus an die einzelnen Staaten nach der Vevölkerungszahl verteilt. Damit waren zwei ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile erreicht: Handelsfreiheit im Innern und eine einheitliche Handelspolitik nach außen. Der Zollverein war eine Macht und konnte mit fremden Staaten viel leichter günstige Handelsverträge abschließen, als dies ein einzelner Staat, selbst Preußen,
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